In Schwellbrunn soll ein Fabrikantenhaus saniert und touristisch genutzt werden – auch dank einer Grossspende.
Jesko Calderara
Das herrschaftliche Haus an der Geren Strasse 31 prägt den östlichen Ortseingang von Schwellbrunn. Jahrelang ist das sanierungsbedürftige Objekt kaum genutzt worden. Nun soll das kulturelle Zeugnis saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ende 2020 hat eine Stiftung mit lokalen Persönlichkeiten das denkmalgeschützte Haus gekauft. Um ihr Vorhaben zu realisieren, hat die neue Eigentümerin den diesjährigen «Steinegg-Batzen» erhalten. Bei dieser Vergabung der Steinegg Stiftung, Herisau, handelt es ich um eine Spende in Höhe von einer Million Franken.
Initiant der Bemühungen zur Rettung des Fabrikantenhauses ist Walter Zellweger. Mehr aus Neugier vereinbarte der Schwellbrunner Meisterflorist vor ungefähr einem Jahr einen Termin zur Besichtigung der Liegenschaft, die damals zum Verkauf ausgeschrieben war. «Der Gedanke, aus dem Haus etwas zu machen, hat mich nicht mehr losgelassen», sagte Zellweger bei der Übergabe des «Steinegg-Batzen». In der Folge schrieb er zusammen mit seiner Frau ein Grobkonzept, «trommelte in Schwellbrunn Leute zusammen» und knüpfte Kontakte zu Gemeindevertretern, Tourismuspartnern sowie potenziellen Geldgebern. Darunter war Katrin Alder, die Vizepräsidentin der Steinegg Stiftung. Das finanzielle Engagement der Gemeinde Schwellbrunn war dann im November 2020 die Initialzündung zur Gründung der Stiftung «Fabrikantenhaus Schwellbrunn» und zur anschliessenden Abwicklung des Eingangs erwähnten Kaufs.
Zur künftigen Nutzung liegt nach einem Jahr Vorarbeit ein 60-seitiges Konzept auf dem Tisch. So werden die Räumlich- keiten im 1. und 2. Stock sowie der Aussenbereich der Gemeinde, der Öffentlichkeit, den Vereinen und Privatpersonen für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen. «Wir wollen einen Ort der Begegnung schaffen», sagt Zellweger.
Im 3. und 4. Stock wird es acht Betten für Übernachtungen geben. Sie sollen über die schweizweite Plattform «Ferien im Baudenkmal» angeboten werden. Zudem könnten mit dem international bekannten Naturarzt Thomas Rau, der im Haus Sonnenberg das Biomed Medical Center eröffnet hat, allenfalls gemeinsame Ressourcen genutzt werden. Damit stehen gemäss Zellweger die Chance gut, eine konstante Auslastung zu erzielen.
Bis im Herrschaftshaus aber Gäste übernachten werden, muss das rund 200 Jahre alte Objekt in Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege umfassend renoviert werden. Die Pläne dazu hat Eva Keller ausgearbeitet. Ihre Absicht sei es, das Haus mit all seinen Schönheiten weitmöglichst zu erhalten, sagt die Herisauer Architektin. «Die notwendigen Veränderungen, auch die technischen, werden wir sorgfältig in den Bestand übernehmen.» Trotzdem sollten sie eine eigene Architektursprache sprechen, welche in den Dialog mit dem Bestehenden treten vermag, sagt Keller. Erste Vorarbeiten wurden bereits erledigt. So haben Freiwillige während 310 Stunden die Liegenschaft geräumt und rund 22 Tonnen Material und Abfall entfernt. Historische Fotos, Bilder und Gegenstände sind dem Staatsarchiv übergeben worden. Erhaltenswerte Möbel und Bilder wurden dagegen eingelagert und sollen im renovierten Gebäude einen neuen Platz finden.
Die Million der Steinegg Stiftung muss zweckgebunden für diese Sanierungsmassnahmen verwendet werden. In ihren Ausführungen betonte Katrin Alder die vernetzende Funktion des Projekts. Als Beispiele nannte sie die Verbindung von Altem mit Neuem sowie jene der Einheimischen untereinander, als auch mit auswärtigen Gästen. «Wir wünschen uns, dass diese Perle neu entdeckt und freigelegt wird», sagte Alder im Namen des Stiftungsrates der Steinegg Stiftung.
Das Fabrikantenhaus soll demnach langfristig der Schwellbrunner Bevölkerung und Wirtschaft einen Nutzen bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird sich auch die Johannes Waldburger Stiftung mit einem namhaften Betrag am Vorhaben beteiligen. Mit einem Fundraising sollen weitere finanziellen Mittel generiert werden. So kann sich jedermann beispielsweise mit dem Kauf von Fenstern, Fensterläden und Türen finanziell engagieren.
Wann die Stiftung mit dem Umbau beginnen kann, ist offen. Die Baueingabe soll gemäss Walter Zellweger aber bald er- folgen. Er zeigt sich optimistisch, dass in einem Jahr die Arbeiten im Gang sein werden. «All das wäre nicht möglich ohne die grosse Unterstützung, die ich von meiner Kollegin und meinen Kollegen im Stiftungsrat erhalte», sagt Zellweger.
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